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Cosplay & Historische Kleidung

Hippolyta Rüstung Making-of

An diesem Projekt habe ich von 2019 bis 2024 immer wieder gearbeitet. Zwischen den einzelnen Arbeitsphasen lagen oft längere Pausen, in denen ich an historischen Kleidern oder anderen Cosplays gearbeitet habe. Nun ist es endlich abgeschlossen.


Materialien

Leider geht mit der langen Pause einher, dass ich die genaue Menge der jeweiligen Materialien nur schätzen kann.

  • Grundmaterialien:
    • eine große Rolle Worblas Finest Art
    • 5mm high-density EVA Foam (grau)
    • 2mm high-density EVA Foam (grau)
    • 2mm low-density EVA Foam (schwarz)
    • eine kleine Menge Foam Clay
  • Stoffe
    • Coutil aus weißer Baumwolle (ein besonders stabiler Korsettstoff)
    • etwa 95cm x 140cm Kunstleder mit Reptilienprägung
    • etwas hellbraunes Velour-Kunstleder
    • dunkelbraunes Velour-Kunstleder
    • 0,5m Kunstleder in metallisch-gold
    • Kleinere Stücke Restleder
  • Kleinteile
    • Kabelbinder
    • Diverse Ösen, Haken und Nieten
    • Schnürung
    • Klettverschlussstreifen und -punkte
    • Reißverschlüsse für die Stiefel
  • Kleber
    • eine Flasche Holzleim (Edit: keine Empfehlung)
    • eine Flasche Flexbond
    • etwas Spachtelmasse
    • Spezialkleber für EVA Foam
    • Sekundenkleber
    • Heißkleber
  • Farben
    • eine halbe Flasche Vallejo Primer Gloss Black
    • Vallejo Model Air und Game Air Farben
    • Rayher Textilfarbe 660 Brilliant Bronze
    • Edding Permanent Spray braun
    • Vallejo Versiegelungslack Mattglänzend („Satin“)
  • Weiteres
    • ein paar braune Stiefel
    • blonde Perücke
  • Waffenbau
    • 2 Holzstangen 22mm x 1m
    • Gewindestange M5
    • Draht 0,2mm
    • PETG Filament
    • Magnete
    • Gewebeklebeband


Recherche und Schnittmustererstellung

Von vorigen Rüstungsprojekten hatte ich bereits den Abdruck meines Körpers als Schneiderpuppe und das dazu passende Schnittmuster der Wonder Woman Rüstung. Daher habe ich, soweit ich mich erinnere, einfach dasselbe Modell in weiß genäht. Das Korsett dient hier wieder nicht unbedingt dem Zweck der Taillenformung, sondern soll eine stabile Basis bilden und die Spannung von den eigentlichen Rüstungsteilen nehmen. Als Korsettstäbe verhindern die Kabelbinder dabei die Faltenbildung. In dem Buch „Wonder Woman – The Art and Making of the Film” von Sharon Gosling wird solch eine Korsettbasis zumindest für Dianas Hauptoutfit genannt.

Anschließend habe ich die Schneiderpuppe inklusive Korsett in Tape eingewickelt und alle Schnittmusterteile der Rüstung entsprechend der Vorlage aufgezeichnet. Den Prozess des Tapens und Anzeichnens musste ich mehrmals im Bauprozess wiederholen, um Dinge anzupassen oder weitere Teile zu konstruieren. So ein komplexes Projekt entsteht nach und nach.

Von der Rückseite gab es nur sehr wenig Bildmaterial. Letzten Endes hatte ich nur ein seitliches Bild der Schauspielerin am Set und eine Action-Figur als Referenz. Außerdem gibt es zwei Rüstungsversionen im Film. Bei einer sind Brust- und Taillenpart getrennt (womöglich zur besseren Beweglichkeit bei Stunts), bei der anderen ist der Torso durchgehend gearbeitet. Weitere Unterschiede liegen in der Umhanglänge und den Absätzen. Ich habe mich für die „Stuntversion“ entschieden.


Bauen der Rüstungsteile

Die Rüstungsteile besitzen einen Kern aus EVA Foam (grau) und wurden anschließend mit Worbla (beige) überzogen. EVA Foam lässt sich durch Hitze etwas formen. Größere Rundungen sind allerdings aus einzelnen EVA Teilen zusammengeklebt und an den Kanten mit einer flexiblen Spachtelmasse geglättet (im Bild weißlich). So liegt das Worbla darauf glatt. Es lässt sich ebenfalls durch Hitze verformen, besitzt eine klebende Seite und hält sehr gut, wenn die Kanten zusätzlich um das Foam geschlagen werden.

Das Brustteil stellte die größte Herausforderung dar. Denn es ist nicht nur der Fokus einer jeden Frauenrüstung, sondern auch am stärksten geformt und verbindet sehr viele andere Teile. Um diese besser aufeinander anpassen zu können und Material zu sparen, gibt es ein Verbindungsteil aus Foam.

Der unscheinbare, aber zentrale Adler durchlief die meisten Änderungen. Zuerst gefiel mir der Kopf nicht, dann musste ich ihm etwas die Flügel stutzen und zuletzt war der Schwanz zu kurz. Beim Aufsetzen habe ich die Flügel dann noch einmal gekürzt.

Das Halsteil entstand zuletzt, da es auf den Torso passen musste, und besteht aus winzigen Resten. Erst als die Grundform aus Foam und Worbla mir endlich gefallen hat, habe ich Foam Clay aufgetragen, um die endgültige Rundung zu modellieren (siehe Querschnitt). Foam Clay fühlt sich im frischen Zustand etwas wie Knete an. Ich habe ihn dann nochmals mit Worbla überzogen. Da ich das Teil mit nur einer Öffnung nicht weit genug auseinander biegen konnte, um es anzuziehen, habe ich sie wieder verschlossen und stattdessen zwei neue an den Seiten hinzugefügt.

Die recht statischen Teile wie Arm- und Beinschienen habe ich mit einfachem Holzleim mehrmals grundiert und anschließend abgeschliffen. Die entstehende Oberfläche ist sehr glatt, aber nicht sehr flexibel. Im Kontrast dazu erfordert der Torso immer etwas Flexibilität. Hier kam Flexbond zum Einsatz. Dieser lässt sich meiner Erfahrung nach zwar nicht schleifen, bricht aber weniger häufig. (Außerdem war mein Holzleim leer, ein verstärkendes Argument.) Auf dem Bild erkennt man Flexbond an der glänzenden Oberfläche. Die weiße Masse ist Spachtel, den ich auftragen musste, um einige Unebenheiten auszugleichen.


Bemalung

Nach der Grundierung mit Flexbond bzw. Holzleim habe ich zunächst einen Primer aufgetragen. Dabei kam meine Airbrush zum Einsatz. Eine einzige Schicht hat hier eine halbe Flasche verbraucht und sechs Stunden meiner Zeit geraubt. Ich denke, eine Sprayflasche wäre die bessere Wahl gewesen. Jetzt erst wurde ein Problem sichtbar: Auf dem Holzleim hielt der Primer komischerweise nicht. Ich konnte ihn stellenweise einfach abziehen und an anderen leicht abreiben oder abkratzen. Also habe ich ihn wieder abgeschliffen, zwei Schichten Flexbond aufgetragen und den Primer neu aufgetragen.

Leider hat dies ein paar kleinere Schäden verursacht. Dass es sich aber gelohnt hat, sieht man an den beiden Teilen, bei denen ich es vergessen hatte: Nach dem Bemalen ist nämlich immer wieder Farbe abgeblättert, besonders dann, wenn die Farbe am Crepeband hängen geblieben ist. (Die großen Seitenteile auf diesem Bild wurden jedoch später ohnehin ersetzt, da sie zu steif waren.)

Anschließend wurde die eigentliche Bemalung aufgetragen. Folgende Farben stammen von Vallejo und wurden von mir so lange gemischt, bis ich die neuen Farbtöne erhielt, die ich brauchte:

Zunächst habe ich alles mit der Farbe Gold bedeckt, was jedoch sehr kühl wirkte. Daher habe ich bei der zweiten Schicht einen wärmeren Goldton angemischt. Erst dann folgte die Unterteilung in die späteren Farbbereiche. Dies bedeutet, dass ich jeden Bereich einzeln präparieren musste, indem die umliegenden Bereiche abgeklebt wurden. Dann folgte mindestens ein Tag Trocknungszeit – und das Ganze ging von vorne los, was sich natürlich etwas zog. Kleinere Ungenauigkeiten wurden mit einem Pinsel nachgearbeitet. Außerdem konnte ich so weitere Schatten und Ebenen erzeugen.

Da die fertigen Teile zu neu aussehen, müssen Rüstungsprojekte meist mit dunkler Farbe an den Kanten nachbearbeitet und patiniert werden. Beim Auftragen des Klarlacks sollte darauf geachtet werden, dass er zum Einen den gewünschten Effekt besitzt (hier seidenmatt) und zum anderen ebenso viel Flexibilität besitzt wie die Farbe darunter.


Schurz

Als Basisstoff diente mir ein Kunstleder mit Reptilienprägung. Ich hatte großes Glück, dass der Maßstab der Musterwiederholung sehr gut gepasst hat und mir eine Stoffbreite ausreichte. Da die Farbe allerdings kein hundertprozentiger Treffer war, habe ich die gesamten Bahnen mit schwarzem Primer grundiert. Allerdings wurde das darauffolgende Airbrushen der braunen Farbe fleckig und deckte auf dem schwarzen Grund nicht gut. Daher kam eine Edding Spraydose in braun zum Einsatz – was dann wieder zu hell war – und schließlich meine Braunmischung und etwas Schwarz. Die goldenen Details mussten alle händisch mit einem kleinen Pinsel aufgetragen werden.


Umhang

Wie bereits erwähnt, habe ich mich für eine von zwei verwendeten Umhangversionen entschieden. Er besteht aus zwei Schichten: dem eigentlichen Wollstoff und einem Fell. Mein Wollstoff ist genau gesagt ein Mixstoff, den ich zerschnitten und per Maschine wieder zusammengenäht habe, um das Original nachzuahmen. Auf dem Bild sieht man noch eine kleine Tasche, die ich später aus Resten gefertigt habe.

Für den Fellteil habe ich einen alten gebrauchten Mantel genutzt und zerlegt. Ich bin mir nicht sicher, ob er echt oder aus Kunstfell ist. Da diese Kleidungsstücke aber sonst reihenweise in die Tonne kommen, finde ich es so oder so in Ordnung, sie second-hand zu kaufen und zu verbasteln. Neue Felle kaufe ich hingegen nicht. Auch hier gibt es verschiedene Längen/Versionen. Mit einigen Handstichen habe ich ihn punktuell am Umhang befestigt.


Schuhe

Hippolytas Stiefel haben einen sehr speziellen Goldton, der etwas silbriger ausfällt als der Rest der Rüstung. Im Film trägt sie zwei verschiedene Versionen: eine mit sehr hohem Keilabsatz und eine flachere für die Reitszenen. Tatsächlich war es überraschend schwer, ein entsprechendes Ausgangspaar zum Basteln zu finden. Daher habe ich mich für möglichst günstige Stiefel aus einem Kunstvelour entschieden. Ich musste sie allerdings kürzen, da der Schaft sehr viele eingearbeitete Falten hatte.

Um die Stiefeletten nun wieder zu erweitern, habe ich aus einem Stretch-Kunstleder eine Art Stulpen genäht. Das Schnittmuster habe ich mithilfe von Tape selbst erstellt. Das Material ist sehr weich, weswegen ich in die hintere Naht einen Tunnel für einen Kabelbinder eingearbeitet habe, der im Prinzip wie ein Korsettstab funktioniert. Beim Nähen musste ich außerdem Seidenpapier zwischen Maschine und Leder legen, da es sich sonst nicht bewegen wollte. Dies konnte ich danach wieder entfernen, wie man auf dem Bild sieht.

Nun musste die Farbe der Stiefeletten an die Stulpen angepasst werden. Zwar hatte ich den perfekten Farbton rasch aus meinen Airbrush-Farben gemischt, doch zog die Flüssigkeit ein, anstatt die Oberfläche einzufärben. Daher habe ich mit verschiedenen Textilfarben ausprobiert, bis ich von der Konsistenz und Deckkraft überzeugt war und diese dann wieder mit den Vallejo-Farben gemischt, um die Pigmente zu erhalten. Dann wurde beides mit einer kräftigen Naht zusammengefügt. Der Reißverschluss des oberen Teils befindet sich vorne, da er dort von der Platte verdeckt wird, anstatt am Innenbein zu reiben. Die kleine Platte ist mithilfe einer Buchniete angeschraubt, während die obere Platte mithilfe von Klettverschlüssen, je zwei großen Nieten und den Riemen hält.


Befestigungen – wie alles zusammenpasst

Bereits vor dem Prozess des Grundierens musste ich mir Gedanken um diverse Befestigungsmöglichkeiten machen, denn ein nachträgliches Einfügen von Löchern führt manchmal zu Rissen. Die Schulter- und Beinteile wurden mit flachen Metallschlaufen versehen, durch die eine Kombination aus Lederbändern läuft. Diese schließen teils mit Schnallen und teils mit Klettverschluss.

Die Torsoteile wurden direkt an der Korsettbasis befestigt. Dafür kamen Nieten, Kontaktkleber und Handstiche zum Einsatz. Zur besseren Beweglichkeit beim Anziehen und Tragen sind Vorder- und Rückenplatten nicht verbunden. Das Halsteil ist ebenfalls getrennt gefertigt und wird beim Anziehen als Letztes befestigt. Überall dort, wo keine Platten sind, wurde braunes Velour-Immitat auf die Korsettbasis gezogen. Obwohl die Schnürung im Rücken sehr viel Zeit beim Anziehen frisst, ist sie sowohl praktisch für die Passform als auch dekorativ ansprechend. So bin ich mit meinem Gewicht etwas flexibler.

Der Schurz ist nicht am Gürtel befestigt, sondern mithilfe von Häkchen an der Korsettbasis. Zur besseren Lagerung lässt er sich auch entfernen. All dies ist vom Gürtel verdeckt. Dieser wiederum liegt locker auf dem Torso auf. Ein einziger Haken in der vorderen Mitte verhindert das Verrutschen.


Schwert

Das Design von Hippolytas Schwert ist einzigartig und komplex, weswegen das 3D-Modellieren in Blender über 90 Stunden gedauert hat. Dabei habe ich jedoch sehr viel gelernt und es wurde deutlich detaillierter als ich es je mit Modelliermasse hätte erreichen können. Ich habe es in viele Teile zerlegt und mit PETG gedruckt.

Danach folgte mühseliges Schleifen. Die Teile wurden mithilfe von Modellbaukleber verklebt und auf eine Metallstange gezogen. Zusätzliche kleine Drahtbolzen verhindern das Verrutschen.

Leider konnte man die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Teilen auch nach dem Kleben und Grundieren noch sehen. Daher habe ich mich erneut ans Schleifen gesetzt und die „Nähte“ mit einer Art Lötkolben etwas miteinander verschmolzen. Als mich das Ergebnis immer noch nicht zufrieden gestellt hat, musste die Spachtelmasse und eine erneute Fuhre Schleifpapier herhalten. Nach dem Grundieren war das Ergebnis zufriedenstellend und ich konnte das Schwert für die Bemalung vorbereiten. Zunächst wurde ein grauer metallischen Grundton aufgetragen. Damit die Runen besser hervorstechen, habe ich sie in einem helleren Silber handbemalt.

Im Laufe des Prozesses mussten immer wieder kleinere und größere Teile abgeklebt werden, damit die Airbrush keine falschen Bereiche einfärbt. Hier werde ich nicht jeden Zwischenschritt zeigen, sondern nur das Endergebnis im Ganzen und Detail.


Speer

In dem bereits erwähnten Bildband zum Film finden sich zwei Doppelseiten zu Hippolytas Design. Dort ist auch ein Speer abgedruckt, den sie im Film gar nicht trägt. Ich habe ihn kurzerhand modelliert und 3D-gedruckt, um für Fotoshootings ein wenig mehr Waffenauswahl zu haben. Mein Klingendesign ist dreiteilig (vorne, hinten und der untere separate Teil) für ein leichteres Positionieren auf dem Druckbett. Diese wurden mit Kleber und Metallstäben verbunden.

Außerdem habe ich ein zusätzliches Mittelstück gefertigt. Auf diese Art ist es möglich, den Speerschaft in zwei Teilen zu lagern und zu transportieren, ohne dass man den Übergang sieht. Verbunden werden beide dann mithilfe von zwei sehr starken Magneten.

Beide Stäbe wurden mit Holzlasierung zwei Mal angestrichen.


Perücke und Krone

Da blond nicht meine natürliche Haarfarbe ist und ich auch keine Motivation zum Färben habe, musste eine Perücke her. Der Ansatz ist durch die Krone verdeckt. Die erste Version der Krone wurde aus Worbla gefertigt. Allerdings war das Ergebnis etwas klobig und enttäuschend. Worbla ist meiner Meinung nach besser für gröbere Formen oder glatte Flächen geeignet. Daher musste eine zweite Version her. Diese habe ich in Blender 3D-modelliert und anschließend gedruckt. Hier kommen die feinen Details deutlich besser hervor. Die Krone musste mit großen Unterstützern gedruckt werden, die nach dem Abtrennen natürlich Überreste hinterlassen haben. Daher musste wieder das Schleifpapier ran. Geschlossen wird sie mit einfachen Lederbändern.


Hier geht es zurück zu den anderen WIP und Making-of Seiten.

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