Natürlich gab es im Mittelalter nicht „das“ Schnittmuster, aber es gibt einige Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Kleidern. Daher ist diese Anleitung nicht als 100% historisch belegt anzusehen, sondern vielmehr als Ausgangsbasis für verschiedene Stile und Epochen. Meine Wiki-Unterkleider sind beispielsweise nach dieser Methode gefertigt, je nach Kleid mit Variationen. Außerdem kann man dies gut als schützende Schicht unter Wollkleider ziehen.
Material:
Ihr solltet Leinen wählen. Je nach Körpergröße braucht ihr natürlich unterschiedlich viel, daher kann ich an dieser Stelle schlecht ein Maß angeben. Für rein historisierende Zwecke ist natürlich auch Baumwolle möglich, dies ist jedoch im Mittelalter keine allgemein zugängliche Faser gewesen.
Schnittmuster:
An dieser Stelle seht ihr zwei Schnittmuster. Die erste Variante ist authentischer, die zweite einfacher.
a) Körperlänge Schulter bis Boden + 5cm
b) Körperumfang durch 2 an der breitesten Stelle + 10-15%, außerdem sollte an dieser Stelle gemessen werden, ob man durch ein Band dieser Länge (also ohne durch 2) noch hindurchschlupfen könnte, d.h. ob man das Kleid später über den Kopf ziehen kann. Dies ist oft an den Schultern kritisch, also bitte in Ruhe ausprobieren. Sollte das Kleid später zu eng sein, kann man vorne noch eine Schnürung einbauen, es ist also nicht verloren, sondern muss lediglich abgeändert werden.
c) Ärmellänge
d) Ärmelumfang an der breitesten Stelle + Toleranz, bei mir ca. 5cm
e) ca. 15 breit x 20 hoch, je nach Größe variieren, durchschneiden (nicht historisch, aber einfacher
f) Taille bis Boden
Nahtzugaben nicht vergessen!
Variante 2 ist dann die volle Stoffbreite, sodass die Seitenkeile bereits inbegriffen sind. Vorne fehlt jedoch natürlich Weite.
Kleiner Disclaimer: Es ist unmöglich, eine Anleitung für alle Körperformen zu erstellen. Die Maßangaben sind eher Startpunkte und können nicht garantieren, dass das Kleidungsstück auf jeden Fall passt. Im Notfall erst an Reststücken oder z.B. alten Bettlaken ausprobieren.
Nähen:
Teile ausschneiden, umsäumen. Schlitze einfügen (Variante 1).
Seitliche Keile an das hintere Teil nähen, rechts auf rechts und den hinteren Keil in den Schlitz einfügen.
Vorne den Keil einfügen. Bei Variante 2 entfällt dies.
Vorderseite und Hinterseite rechts auf rechts an der Schulternaht zusammen nähen.
Nun die Schulternaht schließen. Die Zipfel und die Ärmel wie auf der Zeichnung zu sehen an das Vorder- und Rückenteil annähen.
Danach werden die farbigen Linien geschlossen, d.h. die Seiten- und untere Ärmelnaht. Orange auf Orange. Hellblau auf Hellblau.
Zuletzt noch den Ausschnitt umnähen oder verzieren, ebenso die Enden der Ärmel.
Kleid auf gewünschte Länge ablängen.
Fertig!
Hier nochmal der Hinweis: Sollte das Kleid später zu eng sein, kann man vorne noch eine Schnürung einbauen, es ist also nicht verloren. Einfach einen Schlitz einfügen.