Ich bin mir nicht ganz sicher, wie man das Objekt dieser Anleitung nennen soll. Es ist im Prinzip ein Fellkragen, der in den Ausschnitt eines historischen Kleides gelegt wird, ähnlich einem Fichu. Dadurch verhindert es das Frieren auf winterlichen Kostümtreffs. Obwohl mir zum Teil die historischen Nachweise fehlen, würde ich es für Tudor- Renaissance- Barock (andere Form) und Rokokosachen nutzen. Auf dem Bild trage ich es zu einem meiner Rokokooutfits. Diese Anleitung gibt es auch für ein Äquivalent aus Stoff.
Die Anleitung ist eindeutig für echtes Fell gedacht, da bei Kunstfell andere Arbeitsschritte nötig sind. Meistens haben Großmütter noch Nerze, Marder, Füchse und Ähnliches, die dann einem neuen Verwendungszweck zugeführt werden können. Achtet darauf, dass sich keine Kleidermotten eingenistet haben.
Das Schnittmuster kann bei der hier vorgestellten Technik beliebig oft gestückelt werden. Dabei muss nur darauf geachtet werden, dass der Strich des Fells, also die Richtung, in die die Haare stehen, identisch oder zumindest ähnlich ist. Im Prinzip ist das wie beim Vernähen von Samt. Wenn man später vom Kragen nach unten streicht, sollte das Gefühl angenehm sein. Umgekehrt stellen sich die Haare auf. Wird das Vorder- und Rückteil in einem zugeschnitten, so sollte die Regel für vorne angewendet werden. Hinten ist weniger wichtig.
Material:
Fell oder Fellreste
Im Idealfall Leinenfaden
Haken und Ösen, einzeln oder als Band
Schnittmuster:
Das folgende Hauptschnittmuster benötigt ihr je zwei Mal und den Kragen einmal. Schneidet es zunächst aus billigem Stoff zu und testet, ob es bei euch den gesamten Ausschnitt abdeckt. Addiert dann, wenn nötig, noch etwas an den Rändern. Allgemein sollte das Fichu etwa drei bis fünf cm unter die Kante des Kleidungsstückes ragen, um nicht hervor zu rutschen. Testet bei dieser Gelegenheit auch, ob der Halssauschnitt stimmt. Wird er erweitert, muss auch das Kragenstück erweitert werden. Das alles klingt im ersten Moment deutlich komplizierter, als es eigentlich ist. Jedes Bild kann exakt auf ein DinA4 Blatt gedruckt werden, um die exakte Größe zu erhalten.
Rot: Halskante
Gelb: Kante Hinten Mitte für Verschluss
Blau: Naht Vorne Mitte
Kragen: 36cm lang und beliebig hoch, Vorschlag: 5-7cm
Nähen:
Achtet beim Zuschneiden darauf, von der Rückseite aus mit einem Cutter zu arbeiten, um die Haare nicht übermäßig zu beschädigen. Das macht sehr viel Sauerei. Saugen wird nicht ausbleiben.
Nun werden die einzelnen Teile aneinandergenäht. Dazu arbeiten wir von der Rückseite aus mit einem einfachen Schlingstich. Auf der einen Seite rein, dann die andere, dann wieder die erste etc.. Leinenfaden ist hier sehr praktisch. Baumwolle geht natürlich auch. Stabil sollte er in jedem Fall sein. Außerdem dürfen die Stiche wegen Ausreißgefahr nicht zu sehr an der Kante gesetzt werden und nicht zu dicht beieinander. Jeden halben cm reicht.
Somit liegt nun jedes Teil Kante an Kante. Nur die rückwärtige Mitte wird offen gelassen. Der Kragen wird mit derselben Technik angenäht, sobald das Hauptteil steht.
Dann wird hinten im Zentrum das Haken- und Ösenband angenäht bzw. die einzelnen Paare. Schon ist das Hexenwerk fertig. Umsäumt etc. ist bei Fell und Leder nicht nötig.