Mit dieser Anleitung lässt sich eine Krinoline für die späten 1850er und frühen 1860er herstellen. Vorher trug man mehrere Unterröcke, hinterher kam die elliptische Krinoline in Mode. Die Bezeichnung stammt übrigens von dem Wort für Rosshaar, das als Versteifung in Röcken und anderen Utensilien verwendet wurde. Im Gegensatz zu modernen Brautreifröcken ist eine Krinoline eher glockenförmig statt kegelförmig-gerade.
Meine Version bildet eine extreme Form, das bedeutet, sie ist an die etwas übertriebenen Abbildungen in Modezeitschriften der damaligen Zeit angelehnt, wie beispielsweise im Godeys Lady’s Magazine zu sehen. Für manche Zwecke und schlichtere Geschmäcker ist sie daher wahrscheinlich etwas sehr weit im oberen Teil. Dies lässt sich jedoch auch im Nachhinein durch ein Zusammenschieben der Reifen noch korrigieren. Ich trage sie unter meinem schwarzen 1861er-Ballkleid, bei dem eine derart weite Form passend erscheint. Für ein Tageskleid würde ich eine schmalere Form empfehlen. Die Anleitung besteht maßgeblich aus den unteren Abbildungen. Auch ein älteres Bild des ursprünglichen Karokleides, das heute eine Tournüre ist, zeigt die Form sehr gut.
Die Krinoline ist im unteren Teil etwa 1 Meter im Durchmesser. Sie ist etwas unter 70 cm lang, das bedeutet, dass bei größeren Körpergrößen noch ein Reif angefügt werden kann/sollte. Selbst ich mit meinen 160cm Körpergröße habe im unteren Raum noch Platz. Bis auf den Boden sollte der Reifrock nicht gehen, da sonst Stolpergefahr besteht, endet er jedoch zu früh, knickt der Rock unschön ein. Abhilfe kann auch durch einen Unterrock geschaffen werden, der zwischen der Krinoline und dem Überrock liegt, am Besten gerüscht. Dies bringt zudem den Vorteil mit sich, dass sich die Reifen der Krinoline nicht durchdrücken. Bei meinem Stufenrock passiert dies jedoch ohnehin nicht.
Als Material für das Stoffgerüst empfiehlt sich einfache, billige Baumwolle, die zwar etwas stabil ist, aber nicht unnötig beschwert. Das Stahlband an sich wiegt schon genug. Das Ganze ist so stabil, dass es auch schwere Röcke tragen kann. Das Tunnelband sollte ebenfalls etwas stabiler sein. Meines ist 2cm breites Baumwoll-Falzband.
Abbildung 1 zeigt die grundsätzliche Form des Schnittmusters mit dem Abstand der horizontalen Linien.
Abbildung 2 zeigt die Länge der horizontalen Linien. Dies entspricht auch in etwa dem Radius der Krinoline am Ende.
Abbildung 3 gibt einen kurzen Überblick über die Herstellungsschritte.
Danke an Nynke, die mir ein paar Unklarheiten aufgezeigt hat.