Zusätzlich zur geschlechtsspezifischen Hauptkleidung gibt es auch einige Stücke, die von allen getragen werden können. Dazu gehören zunächst einmal Schuhe. Diese wurden aus Leder gefertigt. Schnittmuster gibt es unterschiedliche. Auf dem Bild seht ihr wendegenähte Halbschuhe.
Was darunter getragen wurde, ist in der gegenwärtigen Fundsituation nicht ganz eindeutig. Im Reenacmentbereich habe ich schon unterschiedliche Arten von Strümpfen oder Strumpfhosenähnlichen Objekten gesehen. Manche fertigen ihre Socken aus gewebtem Wollstoff, andere greifen auf das Nadelbinden zurück.
Nadelbinden ist eine Technik, die sehr viel älter ist als das Stricken. Man arbeitet mit einer Nadel aus Geweih, Knochen oder Holz und fertigt eine Reihe von Knoten. Das dadurch entstehende Objekt dauert zwar länger zum Fertigen als unser modernes Stricken, ist aber unempfindlicher gegenüber Löchern, da diese nicht aufreiben. Diese Handschuhe wurden ebenfalls in dieser Technik mit Dochtgarn aus Wolle gefertigt. Auch dafür scheint es Beispiele aus gewebtem Stoff zu geben (Ich habe neulich einen Hinweis auf ein isländisches Museumsstück erhalten.)
Als Schutz gegen Nässe und Kälte ist die Gugel geeignet. Zwar ist nicht ganz sicher, wer und wann sie getragen hat, trotzdem wird sie heute oft in der Darstellung verwendet. Auf einer separaten Seite habe ich eine Anleitung erstellt.
In Häggs Untersuchungen zur wikingerzeitlichen Kleidung ist hingegen von einem rechteckigen Stück Stoff die Rede, das als Überwurf getragen wurde (2015, S. 55-58). Allerdings ist es durch seine schlichte Form in Funden kaum zu greifen. Vermutet werden verzierte Kanten und die Schließung mit einer Fibel. Eine Zunahme in der Verwendung von Loden ab der zweiten Hälfte des 9.Jh. (Hägg, 2015, S. 173) und Das Auffinden von Daunenresten (Hägg, 2015, S. 171) zeigen uns weitere interessante Möglichkeiten des Schutzes gegen Wind und Wetter.
Brettchengewebte Borten anzufertigen dauert verhältnismäßig lang; insbesondere in der Vorbereitung, denn hier müssen einige Dutzend Fäden zugeschnitten werden. Auch der Webvorgang nimmt Zeit in Anspruch. Diese Borten findet man auch häufig an Kleidungsstücken. Es sind sogar einige originale Muster überliefert, z.B. aus dem Kontext des Oseberg-Fundes.