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Cosplay & Historische Kleidung

Fluch der Karibik: Plum Pirate Gown Version 1 vs. Version 2

Hier geht es zum fertigen Outfit.


Version 1 – Tudor x Piratenstil

Dieses Kleid wollte ich bereits haben, als ich Rokoko im Allgemeinen noch gar nicht attraktiv fand. Natürlich ist das Kleid, das Elizabeth Swann von Captain Barbossa bekommt, alles andere als historisch – was übrigens für den Großteil der Kostüme aus allen vier Filmen gilt. Trotzdem vereint es den Piraten-Look mit Hofkleidern des 17. und 18. Jahrhunderts und gerade diesen Mix fand ich interessant. Mein Ausgangsschnittmuster war tatsächlich mein Rokoko-Standardschnitt, den ich (ganz zu Anfang auf Basis eines Simplicity-Schnittes) selbst erstellt hatte.

V 1 Piratenkleid vorne

Die Version 1 des Kostüms habe ich im Rahmen eines Doppelprojektes genäht. Hierbei war der Plan, zu einem Rock zwei verschiedene Oberteile zu nähen. Röcke brauchen schließlich nicht nur eine größere Menge Material, sondern auch weitaus mehr Lagerraum. Da ich parallel noch die „Tudors“ schaute, wollte ich dementsprechend ein Tudor- und ein Fluch der Karibik-Oberteil zu einem simplen gefalteten Rock mit drei Meter Saum. Der Tudorschnitt stammte übrigens von einem Generator aus dem Internet, die Ärmel habe ich hingegen von meinem „Nebel von Avalon“ Morgaine Kleid genommen.

Tudorkleid

Den Stoff – einen typischer Polyestertaft – habe ich im Internet bestellt und prompt losgelegt, damals noch im Nähkurs. Dabei kam bereits das erste Problem auf: Der Stoff des „Fluch der Karibik“ Kleides war im Lichte des Innenraums des Piratenschiffes rot, im Außenlicht jedoch lila. Da aber irgendwo in den „Tudors“ gesagt wurde, dass diese Farbe dem Königshaus vorbehalten war, wollte ich sie nicht verwenden. Ich weiß bis heute nicht, ob ich mir das überhaupt richtig gemerkt habe, geschweige denn ob das historisch gesehen stimmt.

V 1 Piratenkleid hinten

Dann waren da noch diese komischen Ärmel… Ich habe sie abgeändert in ein Prinzip, das ich bereits beherrschte. Zuletzt wurden auch die „kitschigen“ Goldborten gestrichen. Heraus kam ein schlichtes Kostüm, das jedoch nur geringfügig an das Vorbild erinnerte. Beide Outfits habe ich bis heute nicht getragen, wenn man von ein paar schnellen Bildern absieht.

V 1 Piratenkleid Detail


Version 2 – Kompromisse gibt es nicht

Etwa sechs Jahre später stolperte ich endlich über einen geeigneten Stoff. Daraus wurde dann mein Rokoko WGT Outfit, auch liebevoll „Schwarzwälder Kirschtorte“ genannt aufgrund der Farbkombination. Er war nicht teuer, sodass ich drei Meter mehr bestellte, falls ich jemals ein neues Plum Pirate Gown machen wollte. Nach weiteren zwei Jahren habe ich irgendwann abends aus Langeweile einen neuen Schnitt gezeichnet und ein paar Tage später losgelegt. Dieses Mal wollte ich mich sehr genau an die Vorlage halten. Natürlich wusste ich, dass die Originalborten nicht mehr zu bekommen waren und dass mein Polyesterstoff im Vergleich zur Seide immer etwas anders im Licht changieren würde, aber das würde ich unter akzeptabel verbuchen. Unter costumersguide.com waren mittlerweile Auktionsbilder des Originalkleides verlinkt, sodass ich mit einer ganz anderen Basis von Informationen loslegen konnte. Das „Rum Island Shift“ hatte ich ja bereits einige Zeit vorher genäht, weshalb es hier nur ein kurzes Bild des fertigen Kleides gibt. Das schnittmuster ist selbst gezeichnet. Der Stoff ist im Gegensatz zum Originalkleid ohne Muster. Mittlerweile habe ich auch eine eigene Seite für das Strandkleid erstellt.

Shift gesamt

Die Seiten der Ärmel besitzen eine interessante Zierschnürung.

Shift Ärmel

Vorne wird es über handgestickte Schnürösen geschlossen und besitzt eine schmale Zierspitze.

Shift Ausschnitt

Dieses Mal sollte auch der vordere Teil des Oberteils zweilagig werden. Beim genauen Hinschauen sieht man, dass der schwarze Rock und dessen Oberteil mit dem lilanen Kleid verbunden sind. Hinten teilen sie sich wohl ein Rückenteil. An die gemeinsame untere Kante ist der lila Rock angenäht. Nur im vorderen Brustbereich sieht man beide Schichten, da dort das lila Oberteil nach vorne geklappt ist und das schwarze schnittgleiche Teil freigibt. Geschlossen werden beide vorne gemeinsam. Zumindest zieht Elizabeth das Kleid gegen Ende des Films in einem Stück aus.

Also habe ich es genau so umgesetzt: Der Rücken besteht aus drei Schichten. Zwischen beiden Baumwollschichten sind Kabelbinder eingearbeitet, um das Ganze zu verstärken. So kann man die Stäbe nur von innen sehen. Trotzdem sind die Taftschicht und die mittlere Bw Schicht an den Kanten in einem verarbeitet, um Krumpeln zu vermeiden. Somit war eine komplizierte Nähreihenfolge erforderlich, da ich nicht einfach Futter und Oberstoff jeweils zusammennähen, dann insgesamt aufeinandernähen und wenden konnte.

Oberteil Stäbchen

Vorne an der letztmöglichen Naht teilt sich das Oberteil in zwei Teile mit je zwei Grundschichten und je einer Verzierungsschicht. Der untere besteht aus Baumwolle, die ich mit Spitze benäht habe. Diese Schicht ist verstärkt, damit sie stehen bleibt.

Oberteil Spitze

Hier sind auch die vier Häkchen-Ösen-Paare angebracht.

Oberteil Verschluss

Hier sieht man es nochmal am fertigen Kleid.

Die äußere schicht besteht aus Taft. Die Innenseite habe ich mit Spitze benäht, um das Muster nachzuahmen, das man im Film sieht. Damit es auch umklappt, habe ich das Teil nicht verstärkt.

Oberteil Schichten

Beide sind an der unteren Kante zusammen genäht, sodass sie den Rock einschließen. Dadurch entstehen keine fransigen Kanten. Das Ganze hat mich mehrere Stunden Arbeit gekostet, da das Oberteil bereits verstärkt war und die Breite des bereits gefalteten  Rockes nicht ganz auf die Kante passen wollte.

Oberteil außen

Auch innen sieht das Oberteil somit sehr sauber aus.

Oberteil innen

Als nächstes war nun die vordere Kante des Rockes dran. Dort finden wir eine doppelkantige schwarze Spitze mit darauf genähter goldener breiter Borte. Diese ist beim genauen Hinsehen eher „gold-gold“, während die schmalere am Oberteil eher dunkel-gold, antik-gold oder  silbrig-gold ist. Da ich keine geeignete zweibogige Spitze finden konnte, habe ich einfach die vom Oberteil genommen und doppelt aufgenäht. Durch die aufgenähte Goldborte ist die Kante nicht zu sehen. Das Finden der Goldborte war hingegen etwas komplizierter.

Dann fehlt noch der schwarze Unterrock. Er ist vorne geschlitzt und gibt den Blick auf das „Rum Island Shift“ frei. Eigentlich besteht er aus Spitzenstoff. Dieser ist jedoch sehr teuer, also musste ich zu einer Alternatividee greifen. Die oben bereits angekündigte Spitze konnte ich für knapp 13 Euro als 50 Meter Rolle kaufen. Somit machte ich mir meinen Stoff selber, indem ich sie reihenweise aufnähte. Um zusätzlich Material zu sparen, nahm ich dafür meinen Rock von der Military Anglaise. Die hintere Seite blieb musterlos zum Materialsparen. Für das military Outfit kann ich ab jetzt zwischen dem jetzigen plum Pirate Spitzenrock und einem meiner tatsächlichen Rokoko Leinenröcke wählen. Ironie der Geschichte: Diesen Rock hatte ich ursprünglich für die erste Version des Kleides genäht.

Nun hatte ich mich lange genug um die Ärmel gedrückt und musste mich daran wagen. Der Schnitt ist sehr weit. Außerdem schaut im unteren Teil eine weiße Rüsche aus dem lila Stoff, die jedoch nicht am Shift befestigt ist, sondern tatsächlich am Kleid. Dafür mussten ein Stück Baumwollstoff und etwas ältere Spitze herhalten.

Am fertigen Kleid:

Im nächsten Schritt musste noch die Borte an das Oberteil angenäht werden. Insgesamt sind es x Meter. Außerdem schmücken das Kleid sieben kleine Goldknöpfe und schwarze Posamentenverschlüsse bzw. -muster.

Im letzten Schritt musste noch die Raffung des Rockes angepasst werden.

Passend zum Outfit habe ich ein Piratenamulett. Es ist von eBay und kein original Filmprodukt, sieht aber recht hübsch aus und komplettiert das Outfit. Hier geht es zum fertigen Outfit.

Fertig!

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